Die Medizinische Klinik II wurde ambulant und stationär von der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) als zertifiziertes Diabeteszentrum Diabetologikum DDG mit diabetesspezifischem Qualitätsmanagement anerkannt.
Das Behandlungsspektrum umfasst alle Unterarten des Diabetes, wobei aufgrund der Häufigkeit v.a. Diabetes mellitus Typ 1, Diabetes mellitus Typ 2 und Schwangerschaftsdiabetes den klinischen Alltag bestimmen. Dabei kommen alle modernen Therapieverfahren einschließlich der Insulinpumpentherapie zum Einsatz.
Ebenso ist die Medizinische Klinik II ambulant und stationär von der Deutschen-Diabetes-Gesellschaft als Fußbehandlungseinrichtung für das Diabetische Fußsyndrom zertifiziert. Dabei stehen in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit mit der Abteilung für Angiologie/Kardiologie, Allgemeinchirurgie, (interventionelle) Radiologie und Gefäßchirurgie (Klinikum am Plattenwald) modernste diagnostische und therapeutische Verfahren zur Verfügung. Für die patientennahe Versorgung besteht sowohl im stationären wie auch im ambulanten Bereich zudem eine enge Kooperation mit Wundexperten, Orthopädie-Schuhmachermeistern und einer Podologin (medizinische Fußpflege).
Für spezielle Fragestellungen können bestimmte Haus- und Fachärzte ihre Patienten in die Diabetesambulanz überweisen. Hier bildet die Fußsprechstunde einen Schwerpunkt, in der auf das gesamte o.g. diagnostische und therapeutische Spektrum zurückgegriffen werden kann.
Nähere Informationen und Ansprechpartner für eine Terminvereinbarung finden Sie unter Ambulanzen & Sprechstunden.
Einmal im Monat findet eine 5tägige stationäre Diabetesschulung statt. In der Regel handelt sich dann um eine Schulung für Patienten mit Typ 2 Diabetes. Jeden 4. Monat ist die Schulungswoche für Patienten mit Typ 1 Diabetes reserviert.
Für die genauen Termine bzw. eine Anmeldung zur stationären Schulung wenden Sie sich bitte unter Tel.: 07131 49-23501 oder -23515 an unser Diabetes-Büro.
Das Diabeteszentrum wird von Prof. Dr. Uwe Weickert als Klinikdirektor geleitet. Der verantwortliche Oberarzt ist Herr Sebastian Propp.
Von meiner Ärztin/Arzt habe ich erfahren, dass ich Diabetes habe. Was muss ich tun?
Zunächst besprechen Sie mit Ihrem Hausarzt das weitere Vorgehen, z.B. den Beginn einer Therapie. In jedem Fall ist die Einschreibung in das sogenannte Disease-Management-Programm DMP Diabetes mellitus (für alle Diabetespatienten außer Schwangerschaftsdiabetes) sinnvoll, dies ist bei vielen Hausärzten und beim Diabetologen möglich. Das Programm wird von fast allen gesetzlichen Krankenkassen unterstützt und ermöglicht die Kostenübernahme einer geeigneten Schulung sowie die kontinuierliche, sorgfältige und regelmäßige Betreuung der Erkrankung.
Ihr Hausarzt kann Sie bei Bedarf zur stationären Schulung oder Blutzuckereinstellung sowie zur weiteren ambulanten Therapie zu uns überweisen. Dafür sollten Sie telefonisch oder persönlich über unser Sekretariat einen Termin vereinbaren. Wir benötigen aktuelle Laborwerte und Vorbefunde sowie eine Überweisung beziehungsweise Krankenhauseinweisung vom Internisten oder ihrem Hausarzt (hier Voraussetzung für eine Überweisung: Teilnahme am DMP).
Ich möchte wissen, ob ich Diabetes habe – wie gehe ich vor?
Typische Krankheitssymptome bei sehr hohem Blutzucker sind vermehrtes Wasserlassen, starkes Durstgefühl und als Spätfolge ein Gewichtsverlust. Diese Symptome treten aber erst bei langfristig und deutlich erhöhten Blutzuckerwerten auf und sind ein Spätzeichen.
Bei Ihrem Hausarzt kann auch eine Blutentnahme aus einer Armvene erfolgen, z.B. im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung. In der Probe lassen sich der aktuelle Blutzuckerwert und auch ein sogenannter Blutzucker-Langzeitwert (HbA1c) bestimmen zur früheren Erkennung. Wenn sich hier Auffälligkeiten ergeben, kann der sogenannte 75g-Zuckerbelastungstest / oGTT (siehe unter Diagnose) notwendig sein.
Diabetesformen
Der Begriff „Diabetes mellitus“ bezeichnet eine Gruppe von Stoffwechselerkrankungen, bei der es ohne Behandlung zu dauerhaft erhöhten Blutzuckerwerten kommt. Bei diesen Erkrankungen ist der Organismus nicht in der Lage, seinen Blutzucker in den normalen Grenzen zu regulieren.
Nach Ursache und Verlauf unterscheiden wir: Diabetes mellitus Typ 1 (immer insulinpflichtig) Diabetes mellitus Typ 2 (häufigste Form, wird anfangs meist mit Lebensstiländerung und Tabletten behandelt), andere seltene Diabetesformen (z.B. durch Bauchspeicheldrüsenerkrankungen) und Schwangerschaftsdiabetes. In unserer Ambulanz und auf unserer Diabetesstation können alle diese Diabetesformen behandelt werden.
Die weitaus häufigste Form ist der Diabetes mellitus Typ 2. Er tritt meistens im Erwachsenenalter auf. Sie ist mit ungesunder Ernährung und Lebensweise assoziiert und wird heute gelegentlich schon bei jungen Erwachsenen diagnostiziert. Zum Teil sind sogar Kinder betroffen.
Der Diabetes mellitus Typ 2 ist u.a. gekennzeichnet durch eine Störung der Insulinfreisetzung. Es wird genügend Insulin gebildet, die Freisetzung des Insulins erfolgt aber verzögert. Außerdem ist oft die Insulinwirkung und die Reaktionsfähigkeit des Organismus auf das Hormon herabgesetzt, was wir Insulinresistenz nennen. Eine familiäre Veranlagung und Bewegungsmangel sowie eine ungesunde Ernährung, insbesondere mit der Entwicklung von Übergewicht, fördern die Entstehung dieser Diabetesform.
Diabetes mellitus Typ 1 hingegen ist gekennzeichnet durch einen frühzeitigen Insulinbedarf, weil die insulinbildenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse durch verschiedene Autoimmunprozesse unklarer Ursache zerstört werden. Er kann schon im Säuglingsalter auftreten, meist kommt er aber bei Kindern oder Jugendlichen vor. Auch Erwachsene können diese Form des Diabetes bekommen, in Ausnahmefällen sogar bis ins hohe Lebensalter. Dies wird dann als LADA (latent autoimmune diabetes in adults) bezeichnet.
Schwangerschaftsdiabetes/Gestationsdiabetes: Dies ist eine Störung des Zuckerstoffwechsels, der erstmalig in der Schwangerschaft festgestellt wird. Durch hohe Blutzuckerwerte kann die Gesundheit des Kindes und der Mutter beeinträchtigt werden. Eine besonders gute Blutzuckereinstellung ist daher unbedingt nötig. Es gelten daher auch strengere Grenz- und Zielwerte als bei den anderen Diabetesformen.
Nach Entbindung bildet diese Diabetesform sich in vielen Fällen zurück. Er birgt aber ein erhöhtes Risiko eine Typ 2 Diabetes im weiteren Lebensverlauf zu entwickeln. Es sind daher regelmäßige Kontrollen beim Hausarzt und ein Zuckerbelastungstest drei Monate nach Entbindung im Nachgang notwendig. Bei einer erneuten Schwangerschaft sollten frühzeitige Kontrollen des Blutzuckers erfolgen, da in der nächsten Schwangerschaft wieder ein Schwangerschaftsdiabetes auftreten kann (aber nicht muss!).
Mein Frauenarzt möchte bei mir einen Schwangerschaftsdiabetes ausschließen, wie geht das?
In der Frauenarztpraxis kann in den Schwangerschaftswochen 24 bis 27 zunächst ein orientierender Test (50g-Screeningtest) durchgeführt werden. Dieser Test ist unabhängig von der Einnahme eine Mahlzeit möglich. Bei Auffälligkeiten kann in unserer Praxis der Zwei-Stunden-Test (75g-Zuckerbelastungstest / oGTT , siehe unter Diagnose) erfolgen, der früh morgens nüchtern durchgeführt wird. Wenn ein Schwangerschaftsdiabetes bestätigt wird, erfolgt z.B. hier in der Ambulanz, zeitnah die Weiterbehandlung. Falls notwendig, wird eine Insulintherapie eingeleitet.
Ich bin schwanger und bei mir wurde ein Schwangerschaftsdiabetes festgestellt.
Sie Vereinbaren einen kurzfristigen Termin zur Beratung beim Diabetologen oder in unserer Ambulanz. Außerdem erlernen Sie hier die Blutzucker-Selbstmessung und erhalten eine Schulung. Falls notwendig, wird eine Insulintherapie eingeleitet.
Ich habe keinen Diabetes, wünsche mir aber eine Beratung zu Ernährung und Gewichtskontrolle.
Ohne Diabetes ist eine Ernährungsberatung keine allgemeine Krankenkassenleistung. Auf Anfrage übernehmen viele Kassen jedoch einen Teil der Kosten. Diese allgemeine Ernährungsberatung bieten wir in unserer Ambulanz nicht an, Sie finden entsprechend ausgebildete Ernährungsberater auf der Homepage www.ebsh.de. Wenn Ihr Hausarzt ebenfalls als koordinierender Arzt qualifiziert ist, so können Sie Quartalsuntersuchungen bei ihm durchführen lassen und kommen zu uns, wenn Probleme aufgetaucht sind, die in der Schwerpunktpraxis gelöst werden müssen.
Behandlungsmethoden
In unserer Ambulanz und auf unserer Diabetesstation stehen Ihnen wissenschaftlich anerkannten Behandlungsmethoden, angepasst an Ihre persönliche Situation, zur Verfügung. Wir orientieren uns hierbei an den aktuellen wissenschaftlichen Leitlinien und Behandlungsleitlinien der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).
Die Basis einer jeden Behandlung ist eine gute Patientenschulung, Umsetzung von Ernährungsempfehlungen und ausreichende Bewegung.
Unsere konkreten Empfehlungen berücksichtigen unter anderem die Diabetesform, das Alter, die persönlichen Lebenssituation, Begleiterkrankungen und nicht zuletzt Ihre Möglichkeiten und Wünsche.
Typ2
Gerade für den Typ 2 stehen heute neben „life-style“-Modifikation und den lange bekannten Medikamenten (hauptsächlich Metformin, Sulfonylharnstoffe , Acarbose und Humaninsulin) eine immer größer werdende Auswahl an neuen Antidiabetika und anderen Therapieoptionen zur Verfügung. Hierunter fallen die DPP4-Hemmer, GLP1-Analoga, SGLT2 –Hemmer, neuere und schneller wirkende Essensinsuline und immer länger wirkende Basalinsuline. Nicht zuletzt kann einigen Menschen auch mit einer bariatrischen Operation (z.B. Magenbypass) langfristig geholfen werden.
Typ1
Hier sind besonders die neuen Insuline und die weiterentwickelten technischen Geräte zur Insulinverabreichung und Blutzuckermessung therapieerleichternd für unsere Patienten.
Verschiedenste Injektionsgeräte (Pens), Insulinpumpenmodelle mit oder ohne Schlauch, Glukosesensoren zur dauerhaften Gewebezuckeraufzeichnung (CGM), Bolusrechner, Pumpen-Sensorkombinationen mit automatischer Hypoglykämieabschaltung oder automatischem Insulindosierungs-System (AID) stehen heute zur Verfügung.
Die neuen Techniken erleichtern die Messung und die Auswertung mittels PC/Smartphone.
Wir beraten und unterstützen Sie gerne um gemeinsam mit Ihnen die für Sie optimale, individuelle Diabetestherapie zu finden.
Ärztliches Erstgespräch
Bei ihrem ersten Besuch werden wir ihre aktuelle Therapie und Ihre Zufriedenheit damit erfragen. Vielleicht haben Sie auch schon Erfahrungen mit anderen Therapieformen gemacht.
Wir stellen die Güte der Diabeteseinstellung und einen eventuellen Schulungsbedarf fest. Besonderen Wert legen wir auf die Erfassung von Begleiterkrankungen und Folgeerkrankungen. Diese bestimmen die für Sie auszuwählende Therapie mit.
Ihre Wünsche und Ängste bezüglich einer neuen Therapie stehen für uns dabei im Mittelpunkt.
Um den ersten Termin für Sie möglichst gewinnbringend zu gestalten, bitten wir sie aktuelle Labor- und Arztberichte, Medikamentenplan und ggf. Krankenhausberichte mitzubringen.
Im Anschluss an das ärztliche Erstgespräch können weitere Termine z.B. zur Schulung, Einzelberatung bei unseren Diabetesberaterinnen oder weitere Arzttermine sinnvoll sein.
Betreuung im Rahmen des DMP
Die Disease Management Programme der Krankenkassen sind ein strukturiertes Behandlungsprogramm zur optimalen Versorgung chronisch kranker Menschen.
Diese Leistungen dürfen nur durch besonders dafür qualifizierte Ärzte erbracht werden, die darüber hinaus auch weitere z.B. personelle und räumlich/apparative Voraussetzungen erfüllen.
In unserer Praxis sind wir für sowohl als koordinierender Arzt (Stufe 1) als auch als diabetologisch besonders qualifizierter Arzt (Stufe 2) zugelassen.
Für Patienten, die bei und in dem Programm eingeschrieben sind, bedeutet das, dass sie einmal im Quartal in unsere Praxis kommen und ein spezielles Untersuchungsprogramm durchlaufen. Hier wird die relevante Diagnostik bezüglich des Diabetes durchgeführt und so können wir schnell eine unzureichende Therapie, Probleme mit der Behandlung, Folgeerkrankungen vorbeugen und behandeln oder sonstige Probleme feststellen und gemeinsam lösen.