Mithilfe des Barostimulators ist es möglich, chronischen Bluthochdruck, der trotz medikamentöser Dauertherapie nicht zufriedenstellend reguliert werden kann, dauerhaft zu senken. Ebenso können Menschen profitieren, die Symptome einer Herzinsuffizienz zeigen.
Bildnachweis: Mit freundlicher Genehmigung durch CVRx.Inc
Im Klinikum am Plattenwald wurde kürzlich ein Stimulator implantiert, der Nervenreize beeinflussen kann und dadurch die Lebensqualität von Menschen mit Bluthochdruck oder von Betroffenen einer Herzschwäche wieder signifikant verbessert.
Einmal mehr High-Tech „am Plattenwald“: Unter gemeinsamer Federführung von Dr. Thomas Karl, Direktor des Zentrums für Gefäßchirurgie und Dr. Cornelia Neatu, Oberärztin der Klinik für Kardiologie im Klinikum am Plattenwald, konnte bereits im April in einer interdisziplinären Zusammenarbeit erstmalig ein sogenannter Barostimulator erfolgreich implantiert werden. Bei diesem kleinen, circa einstündigen Eingriff, wird im Bereich der Halsschlagader eine kleine Elektrode aufgenäht und diese dann mit einem unterhalb des Schlüsselbeins unter der Haut implantierten Batterieaggregat verbunden.
Reflex auslösen
Mithilfe des Stimulators ist es möglich, chronischen Bluthochdruck, der trotz medikamentöser Dauertherapie nicht zufriedenstellend reguliert werden kann, dauerhaft zu senken. Ebenso können Menschen profitieren, die Symptome einer Herzinsuffizienz zeigen, wie beispielsweise Atemnot, verminderte Leistungsfähigkeit und körperliche Belastbarkeit, Schwellungen von Füßen und Beinen oder auch vermehrter nächtlicher Harndrang. Der Clou dabei: Das System nutzt vorhandene körpereigene Mechanismen, in dem es die sogenannten Barorezeptoren aktiviert. Die Aufgabe dieser Nervensensoren ist es, in der Wand von Blutgefäßen, wie der Halsschlagader, fortlaufend den Blutdruck zu registrieren, um dann Signale an das Nervensystem zu senden, welches wiederum die Funktion der inneren Organe mitbeeinflusst und steuert. Durch das Implantat werden über die Elektrode an der Halsschlagader diejenigen Barorezeptoren stimuliert (Baroreflex-Aktivierungstherapie), die dem Nervensystem signalisieren, dass der Blutdruck zu hoch sei, so dass dieser gesenkt wird. Mit diesem Mechanismus kann auch die Herzfrequenz reduziert werden, was die Belastung des Herzens reduziert und die Pumpfunktion wieder verbessert, sodass Menschen, die von einer Herzschwäche betroffen sind, wieder mehr Lebensqualität erlangen können.
Kurzreise möglich
Bei Herrn S. W. ist erfreulicherweise genau dieser Fall eingetreten. Schon seit längerem litt er unter immer wiederkehrender Atemnot und seit Anfang 2024 war die Diagnose klar: Herzinsuffizienz oder anders ausgedrückt: Das Herz ist nicht mehr so leistungsfähig, wie es sein sollte. Die Folge: S. W.s Alltag war stark eingeschränkt: „Schon kleinste Anstrengungen haben mich überfordert“, erzählt der 72-jährige Bad Friedrichshaller. Nachdem weder Medikamente noch ein spezieller Herzschrittmacher die Probleme ausreichend lindern konnten und S. W. im Laufe dieses Jahres bereits zwei Mal stationär wegen „Wasser in der Lunge“ aufgenommen werden musste, entschieden sich die behandelnden Ärzte für die Implantation eines Barostimulators. Und das mit Erfolg, denn keine vier Wochen nach der OP sieht Ws Alltag jetzt wieder viel lebenswerter aus. S. W.: „Mir geht es so gut, dass ich sogar eine Kurzreise an den Bodensee mit meiner Frau unternehmen konnte.“
Der langjährig erfahrenen Herzinsuffizienzspezialistin, Dr. Cornelia Neatu, war es „ein großes Anliegen, diese zusätzliche therapeutischen Option unseren Patienten anzubieten“. Sie sagt: „Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie moderne Medizintechnik helfen kann, das Leben wieder lebenswerter zu machen. Für uns ist nach diesem Erfolg deshalb klar: Die Implantation eines Barostimulators gehört für uns nun zum Standard und ergänzt unser umfangreiches Therapieangebot noch einmal um eine tolle Komponente.“