Krankengymnastik als Partner von Arzt und Patient

Die Krankengymnastik (KG) ist die klassische Heilgymnastik, die mit gezielten Übungen (z. B. Dehnungen, Kräftigungsübungen, Haltungsschulung) zur Wiederherstellung der Funktionen des Bewegungssystems, Herz-Kreislaufsystems, Atmungssystems beiträgt.

Die Krankengymnastik ist heute zu einem unentbehrlichen Partner von Arzt und Patient geworden. KG-Behandlungen dienen z. B. der Behandlungen von Fehlentwicklungen, Erkrankungen, Verletzungen und Funktionsstörungen des Halte- und Bewegungsapparates sowie innerer Organe und des Nervensystems. Wir arbeiten mobilisierend, stabilisierend, tonusregulierend sowie für die Verbesserung von Funktion, Muskelkraft und Koordination.

In Deutschland hat der Begriff Physiotherapie im Rahmen einer Novellierung der Berufsgesetze 1994 bundesweit den Begriff "Krankengymnastik" abgelöst. Grund dafür war die Anpassung an den internationalen Sprachgebrauch und die Zusammenführung der west- und ostdeutschen Heilberufe nach der Wiedervereinigung. In der DDR war der Begriff Physiotherapie bereits vor der Wiedervereinigung üblich.

Folgende Therapien bieten wir Ihnen an:

Behandlung nach Bobath

Das Bobath-Konzept ist heute unbestritten das erfolgreichste und anerkannteste Pflege- und Therapiekonzept zur Rehabilitation von Patienten mit Schlaganfällen und anderen Erkrankungen des Zentralnervensystems. Sie wurde seit den 40er Jahren von der Krankengymnastin Berta Bobath und ihrem Mann, dem Neurologen Dr. Karl Bobath, entwickelt. Seither wurde es weltweit kontinuierlich weiter entwickelt.

Mit dem Bobath-Konzept wird das Wiedererlernen verlorener Bewegungsfähigkeiten erreicht. Intensive Mitarbeit des Patienten vorausgesetzt, wird der gelähmte Patient wieder selbstständiger in den Aktivitäten des täglichen Lebens. Der frühzeitige Einsatz therapeutischer Bobath-Pflege schon auf der Intensivstation kann negative Entwicklungen, wie die Ausbildung von Spastik und das Erlernen unphysiologischer Bewegungsabläufe, vermindern helfen. Die fortgesetzte Anwendung der Prinzipien des Bobath-Konzeptes bewirkt für alle Patienten bessere Erfolgsaussichten in der weiteren Rehabilitation. Das Bobath-Konzept basiert auf der lebenslangen Fähigkeit des Nervensystems, sich Reizen durch Strukturänderungen anzupassen (Plastizität des Nervensystems, Neuroplastizität). Durch spezielle Arten der Lagerung als auch der Bewegung des Patienten innerhalb und außerhalb des Bettes (Handling) und der Anleitung bei allen Lebensaktivitäten (AEDL, ATL), wie z. B. Körperpflege, Essen und Trinken sowie An- und Auskleiden, wird diese Lernfähigkeit im Alltag des Betroffenen ausgenutzt. Dem Nervensystem werden wiederholt richtige Lernangebote als Stimulation entgegengebracht. Der Alltag des Betroffenen wird so zur Therapie. Arbeitsprinzipien des Bobath-Konzeptes sind die Erarbeitung eines angepassten Muskeltonus, die Anbahnung physiologischer Bewegungsabläufe und die Verbesserung der Körper-Wahrnehmung.

Behandlung nach Brügger

Der menschliche Organismus ist für Bewegung in der aufrechten Haltung angelegt. Gegen die Schwerkraft (Erdanziehung) muss er sich aufrichten bzw. strecken. Die Fähigkeit, sich aufzurichten wird durch verschiedene Störfaktoren, wie Kleidung, Möbel, klimatische und soziale Umstände, aber auch Organerkrankungen, Verletzungen oder psychische Belastungen beeinträchtigt.

In der Brügger-Therapie werden die individuellen Funktionsstörungen analysiert und behandelt. Ziel der Therapie ist es, die Schmerzen und Störfaktoren abzubauen, um die aufrechte Haltung des Patienten zu ermöglichen. Er lernt, Eigenverantwortung zu tragen, in dem er seine physiologischen Haltungs- und Bewegungsmuster kennenlernt und trainiert. Dadurch verbessert sich die Beweglichkeit und Koordination sowie die Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit. So können Rückfälle effizient vermieden werden. Dies trägt zur Prävention und zur Kosteneinsparung im Gesundheitswesen bei. Das Brügger-Konzept ist eine ganzheitliche Therapie auf den neurophysiologischen Grundlagen der Funktionskrankheiten des Bewegungssystems.

Die Vojta-Therapie

Das komplexe Diagnostik- und Therapiesystem wurde in den 60er Jahren von dem Kinder- und Erwachsenenneurologen Dr. Vojta, der seit 1975 im Kinderzentrum München tätig ist, entwickelt. Das System beruht auf empirischen Beobachtungen von Bewegungsabläufen der motorischen Entwicklung im 1. Lebensjahr, deren Gesetzmäßigkeit Dr. Vojta erkannte und genau beschrieb.

Die Vojta-Therapie ist ein Bahnungssystem, bei dem durch Anwendung verschiedener propriozeptiver Reize aus bestimmten Ausgangsstellungen an klar definierten Körperstellen (Zonen genannt) globale, reziproke Bewegungs- bzw. Muskelspielmuster provoziert und dann aktiv ausgeführt werden. Diese "schlummernde" oder "blockierte" genetisch angelegten motorischen, automatischen Bewegungsabläufe werden reflektorisch geweckt und in die Spontanbewegungen integriert.

Sie beinhalten die für jede Fortbewegung untrennbaren Komponenten: die Aufrichtung gegen die Schwerkraft, die zielgerichtete Bewegung und die dynamische Anpassung der Körperlage. Neben der physiologischen Einstellung der Wirbelsäule und der Kugelgelenke sowie einer differenzierten Muskelarbeit sind u.a. eine Vertiefung der Atmung und eine Aktivierung des Kreislaufes und der Verdauung zu beobachten. Das Fortbewegungsprinzip VOJTA ist als Basistherapie in allen klinischen Bereichen (Kinderheilkunde, Orthopädie, Chirurgie, Neurologie, u.a.) und unabhängig vom Alter des Patienten einsetzbar.

Manuelle Therapie (MT)

Die manuelle Therapie befasst sich mit der Physiologie, Pathophysiologie und Verhütung von reversiblen Funktionsstörungen am Haltungs- und Bewegungsapparat. Sie umfasst alle diagnostischen und therapeutischen Techniken an der Wirbelsäule und an den Extremitätengelenken, die zur Auffindung und Behebung dieser Störung dienen.

Dies bedeutet, dass ein in manueller Therapie ausgebildeter Therapeut die Wirbelsäule und die Extremitäten nach Blockierungen untersuchen kann und gegebenenfalls mobilisiert. (Es wird nicht manipuliert - dies macht der Chiropraktiker.) Diese Technik bezieht sich also streng genommen nur auf die Gelenke und deren Strukturen wie Kapseln und Bänder und nicht auf die Muskulatur.

Die Therapie besteht aus:

  • Traktion: Separation beider Gelenkpartner
  • Mobilisation: Verschieben der Gelenkflächen gegeneinander
  • Manipulation: Blockierung durch gezielten Impuls lösen.

Die Anwendung erfolgt bei Funktionsstörungen der Wirbelsäule, wie z.B. bei Kopfschmerzen, Tinnitus, Schwindel, Schulterschmerzen, bei ausstrahlenden Schmerzen in den vorderen Brustkorb, Hals- und Lendenwirbelsäulenschmerzen, sowie bei Funktionsstörungen der Extremitäten (Arme und Beine), wie z.B. verringertes Gelenkspiel, eingeschränkte Beweglichkeit eines Gelenkes nach Verletzungen, Erkrankungen, Operationen und chronisch entzündlichen Gelenken. Wir arbeiten nach Maitland und Kaltenborn/Evjenth und ergänzen die manuelle Therapie mit Nervenmobilisation und funktionellen Techniken, wie Stretching, Triggerpunktbehandlung und funktionelle Bewegungslehre.

Behandlung nach Dorn

Die Behandlung nach Dieter Dorn ist eine sanfte chiropraktische Methode zur Behandlung der Wirbelsäule und der Gelenke. Durch leichten Druck auf die Dornfortsätze der Wirbelsäule bzw. einfache Übungen, die der Patient für sich selbst ausführen kann, wird die Statik des Körpers normalisiert und die Beweglichkeit der Wirbelgelenke verbessert.

Da die Wirbelsäule auf dem Kreuzbein ruht, ist hierbei die Stellung des Beckens von zentraler Bedeutung: besteht eine Beckenschiefstellung, so ist die Statik der gesamten Wirbelsäule verändert. Nur wenn die Basis der Wirbelsäule, also das Becken und die Beine im Lot ist, kann sich auch die Wirbelsäulenstatik normalisieren.

Der Therapeut untersucht deshalb zunächst, ob eine Beinlängendifferenz besteht. Ist dies der Fall, so versucht er sofort, dessen Ursache zu ermitteln und diesen Beinlängenunterschied zu normalisieren.

Dieter Dorn, der „Entdecker“ dieser nach ihm benannten Therapiemethode, geht davon aus, dass „subluxierte“ Gelenke und hier besonders die Hüftgelenke, die Ursache für diesen Beckenschiefstand darstellen. Die sogenannten Subluxationen werden nun durch regelmäßige Eigenübungen wieder normalisiert. Entsprechend wird auch mit den Becken- und Wirbelgelenken verfahren.

Funktionale Bewegungslehre (FBL)

Nach Klein-Vogelbach gibt es ein Idealkörperbau für Statik und Konstitution, bei dem die optionale Gewichtsverteilung und die Längen von Rumpf und Extremitäten ökonomische Bewegungen ermöglichen. Bei jedem normalen Menschen treten Abweichungen von diesem Ideal auf, die zu veränderten Bewegungsabläufen und eventuellen Schmerzen führen.

Mit dieser Einstellung eines systematisierten Befundes ("funktionellen Status") werden die Abweichungen für jedes einzelne Gelenk erfasst. Daraus leitet die Therapeutin die bestehenden Beschwerden ab. Die Therapie funktioneller Wirbelsäulenbeschwerden besteht aus drei Teilen:

  • Mobilisierender Massage
  • Widerlagernder Mobilisation
  • Hubfreier und hubarmer Mobilisation

Für alle auszuführenden Bewegungen wird eine Ausgangsstellung gesucht, in der soviel wie möglich des Körpergewichtes abgelegt wird (Hubarmut).

Bei allen drei Techniken wird erst stark unterstützt gearbeitet, bis der Patient die Übungen selbstständig ausführen kann. Für aktive Bewegungen werden sehr detaillierte Instruktionen gegeben, die sich auf zwei körpereigene Punkte beziehen. Im Liegen oder im Sitz in stark unterstützter Ausgangsstellung wird die bewusste Wahrnehmung und Beeinflussung der Atembewegung geübt. Ganganalyse und -schulung sind ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Methode.

Proprionozirezeptive Neuromuskoläre Faszilation (PNF)

Die Methode wurde in den Jahren 1946 bis 1951 in Amerika von dem Neurophysiologen Dr. Kabat und der Physiotherapeutin Knott entwickelt. Sie basiert auf neurophysiologischen Grundprinzipien, die von Sherrington, Hellenbrandt, Pavlow u.a. beschrieben wurden. Diese aktive Methode besteht aus definierten Bewegungsmustern, orientiert an der normalen motorischen Entwicklung.

Die Abkürzung PNF steht für Propriozeptive Neuromuskuläre Faszilitation, und bedeutet das Zusammenspiel von Nerven und Muskulatur. Gemeint ist damit in der Physiologie die Reizbildung und -leitung im nervalen und muskulären System für ein sinnvolles Zusammenspiel aller Muskeln und Gelenke des Körpers.

Diese aktive Methode besteht aus definierten Bewegungsmustern, orientiert an der normalen motorischen Entwicklung. Sie verlaufen dreidimensional und diagonal, da die Muskulatur spiralig angelegt ist. Es werden Stimuli wie z.B. Druck, Zug, Dehnung und Widerstand ausgenutzt, um Muskelspannung zu normalisieren oder zu aktivieren, Beweglichkeit zu verbessern, Stabilität, Kraft und Ausdauer zu trainieren und Koordination und Geschicklichkeit zu fördern. Indikationen für die Anwendung der PNF-Technik sind eingeschränkte Beweglichkeit und verminderte Koordination bei neurologischen Erkrankungen wie z.B. Schlaganfall und MS, aber auch bei orthopädischen und post-traumatischen Problemen. Auch bei Teilbelastung ist die PNF-Methode einsetzbar, da der sogenannte „Overflow“ (weitergeleitete Muskelspannung) von gesunden auf die betroffenen Strukturen ausgenutzt werden kann.

CMD (Craniomandibuläre Dysfunktion)

Bei der CMD handelt es sich um schmerzhafte und nicht schmerzhafte Zustände, die auf strukturelle und psychologische Fehlregulationen der Muskel-, Kiefer- und Kiefergelenkfunktion zurückzuführen sind.

Eine CMD äußert sich bei den meisten Patienten in Form von unklaren Gesichtsschmerzen, z.B. der Kaumuskulatur, über Kopf-, Nacken- und Rückenschmerzen bis hin zu immer wiederkehrenden Knieschmerzen. Weitere Symptome können Migräne, Sehstörungen, Schwindelattacken und auch Tinitus sein.

Die CMD kann vom Kindes- bis zum Erwachsenenalter mit unterschiedlichen Beschwerden aufgrund verschiedener Ursachen auftreten. Oft sind Fehlbisslagen oder Probleme in der Ganzkörperstatik ein Auslöser für eine CMD, was die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränkt.

Nach einer ausführlichen Diagnose erfolgt die Therapie in verschiedenen Schritten, wie z.B. Durchführung von Entspannungsübungen, Dehnübungen, sowie Wärme- oder Kälteanwendungen und manualtherapeutische Maßnahmen.

Therapeutisches Klettern

Das therapeutische Klettern ist die Verbindung der Bewegung in der Vertikalen mit dem Hintergrundwissen der Physiotherapie. Klettern bietet spielerische, gezielte und reaktive Handlungsabfolgen, welche sich - durch die Instruktion vom geschulten Physiotherapeuten - präventiv, kurativ sowie rehabilitativ einsetzen lassen.

Die Verwendung einer künstlichen Kletterwand im Rahmen der physiotherapeutischen Arbeit ist sowohl aus entwicklungsphysiologischen, neurophysiologischen als auch biomechanischen Gesichtpunkten sinnvoll. Konkret lässt sich diese Therapieform z.B. bei Kreuzbandoperierten, bei Kindern und Erwachsenen mit Skoliose, bei Parkinsonpatienten, bei Leuten mit chronischen Wirbelsäulenbeschwerden, Kindern mit sensomotorischen Defiziten, etc. anwenden.

Sei es das Ziel der Beinachsenstabilität oder der Schultergelenkstabilisierung, das Ziel der Kräftigung der Bauch- und Rückenmuskulatur, das Ziel der Verknüpfung beider Körper- und Gehirnhälften, aber auch das Ziel der Quadrizepsdehnung, individuell und problembezogen werden die Übungen an der therapeutischen Kletterwand instruiert.

Extensionsbehandlung mit Schlingentisch oder Extensionsliege

Die Extensionsliege

Da wir in unserem Therapiezentrum viele Patienten mit orthopädischen Problemen und/oder Schmerzzuständen im Bereich des Bewegungsapparates betreuen, setzen wir häufig auch spezielle physikalische Therapieverfahren ein.

Wir benutzen ein modernes computergesteuertes Extensionssystem, das eine bequeme und vor allem entspannte Behandlung im Liegen ermöglicht. Durch den unter der Liege frei beweglichen Mikrowellengenerator ist eine gleichzeitige Tiefenwärmebehandlung möglich.

Die Computersteuerung ermöglicht neue Therapieansätze wie variable, dynamische und harmonische Schwingungen bei der Pulsationstherapie.

Anwendungsbereiche sind z.B.:

  • Schmerzzustände im Wirbelsäulenbereich
  • Hüftgelenksarthrose
  • Schulterschmerzen

Der Schlingentisch

Der Schlingentisch ist eine Konstruktion, bei der ein Patient die Schwerelosigkeit am ganzen Körper (Ganzaufhängung) oder an bestimmten Körperteilen (Einpunktaufhängung) erfahren kann.

Einzelne Körperteile werden mit Hilfe von Schlingen an einer speziellen Konstruktion aufgehängt (Wand oder Deckenkonstruktion). Ziel ist es dabei die Gewichtskraft der Extremitäten oder des Rumpfes in den Gelenken zu reduzieren und somit Bewegungen zu erleichtern oder eine Druckminderung auf komprimierte Nervenwurzeln zu erreichen.

Es besteht ebenso die Möglichkeit, durch verschieben des Aufhängepunktes und durch gezieltes Einsetzen von Federn, Gewichten oder Expandern die Bewegungen zu erschweren, Druck auf Gelenke zu geben und die Muskulatur zu dehnen oder zu kräftigen.

Im allgemeinen ist die Behandlung im Schlingentisch bei allen Erkrankungen der Orthopädie, Chirurgie und Neurologie möglich.

Häufige Anwendung findet der Schlingentisch bei der Behandlung folgender Erkrankungen:

  • Kniegelenksarthrose
  • Hüftgelenksarthrose
  • Degenerative Veränderungen der Wirbelsäule (Morbus Bechterew, Morbus Scheuermann)
  • Periphere Lähmungserscheinungen

Bei Fragen steht Ihnen unser Team gerne zur Verfügung.